Orgelbau Waltershausen GmbH
Stedtlingen

Stedtlingen

Restaurierung 2011

Erbauer: Heinrich Wilhelm Möller, Meiningen – Baujahr: 1757


Disposition:

Manualwerk, C, D…c“‘
Principal4′
Gedackt8′
Quintatön8′
Spitzflöte4′
Octave2′
Gedacktflöte4′
Quinte3′
Mixtur3fach
Flauto8′
Pedalwerk, C, D…c‘
Subbaß16′
Octavbaß8′

technisches System:

mechanische Schleifladen

Tonhöhe:

vorgefunden: 443 Hz bei ca. 19°C (1 HT umgehängt)

nach der Restaurierung: 467,8 Hz / 20°C

Stimmtemperatur:

vorgefunden: gleichstufig

nach der Restaurierung: ungleichstufig (1/5 pyth. Komma) nach Theophil Heinke, Trostorgel in Waltershausen

Das Werk ist in den wesentlichen Teilen original erhalten und nicht im 19.Jhd. hinter dem barocken Prospekt neu gefertigt. Aus einem von Herrn Randolf Hänisch aufgefundenen Teil des Orgelkontraktes geht hervor, daß 1756 ein Kontrakt mit Möller aus Meinigen geschlossen wurde. Nach Fischer / Wohnhaas [„Lexikon süddeutscher Orgelbauer“] handelte es sich dabei um Heinrich Wilhelm Möller, Orgelmacher in Meiningen. 
In der Pedalwindlade hat sich jedoch auf einer Ventilhalteleiste der tatsächliche Erbauer verewigt: „J. C. Beck von Herrnbreitungen, Orgelmacher“, auf einer anderen Leiste: „der Schulmeister war damals Johann Moriz Döll“
Möglicherweise haben Beck und Möller die Orgel auch gemeinsam gefertigt, von Beck sind Kooperationen mit anderen Orgelbauern überliefert (Arnstadt mit J.A.Weise, Laubach mit J.M.Wagner). Hierfür sprächen unterschiedliche Bauweisen innerhalb des Werkes (bei Windladen und Pfeifenwerk). Auch die Orgeln in Melkers und Rippershausen können stilistisch J.C.Beck zugeordnet werden, bei Haupt wird H.W.Möller als Erbauer genannt.
Außerdem findet sich in der Stedtlinger Orgel aus der Bauzeit noch eine Inschrift im Gehäuse, am mittleren Sims: „Me fec(?) Joseph Philiph Ernst Bohn im Jahr Anno 1757“. Bohn ist als Orgelmacher nicht bekannt, es dürfte sich wohl um den Gehäuseschreiner handeln, der möglicherweise auf eigene Rechnung arbeitete.
Die Fertigstellung der Orgel kann also nicht vor 1757 erfolgt sein.

Im Jahre 1852 wurde, laut Inschrift auf einer Holzpfeife, die Orgel von Johannes und Eduard Hofmann aus Eckarts abgetragen. Vermutlich handelte es sich um eine umfangreichere Instandsetzung. Eine weitere Instandsetzung fand 1889, ebenfalls durch Inschrift bezeugt, durch Ch. Möller und Sohn Bernhardt Möller aus Oberneubrunn statt.
Nachdem im Ersten Weltkrieg die Prospektpfeifen abgegeben werden mußten, wurden diese 1926 durch Fa. Markert / Ostheim in Zink ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein neues Gebläse aufgestellt (Magazinbalg auf dem Boden, statt der alten Keilbalganlage, von der noch mindestens zwei Balgplatten erhalten sind).
Die Umstimmung auf heutige Normaltonhöhe wurde 1955 durch Fa. Kühn / Schleusingen durch Umhängen der Traktur vorgenommen. Eine neuere kleine Instandsetzung erfolgte 1999 durch Fa. Hoffmann / Ostheim.
Diese Orgel ist nicht nur äußerlich mit ihrem barocken Zierwerk ein Kleinod, erstaunlicher Weise hat sie, trotz aller Mängel, einen sehr frischen, ursprünglichen Klang bewahrt. Auffallend ist die ungewöhnlich robuste, akkurate und solide Bauweise. Angestrebt wurde eine behutsame, aber solide Restaurierung, die das Instrument wieder in einen Zustand versetzen sollte, der diesem ungewöhnlich wertvollen Werk gerecht wird.

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