Orgelbau Waltershausen GmbH
Gotha, Schloss Friedenstein Schlosskirche, Knauf-Orgel (1855)

Gotha, Schloss Friedenstein Schlosskirche, Knauf-Orgel (1855)

Restaurierung 2016

Erbauer: Friedrich Knauf, 1855


Disposition

Hauptwerk, C…f“‘
Bordun16′
Principal8′
Gambe8′
Hohlflöte8′
Gedact8′
Octave4′
Gedact4′
Quinte3′
Octave2′
Mixtur 3fach2′
Cymbel1′
Gedactquinte6′
Schwellwerk, C…f“‘
Lieblich Gedact16′ab F
Geigenprincipal8′
Schweizerflöte8′
Flaut travers8′
Lieblich Gedact8′
Pianoflöte4′
Principal4′
Quinte3′
Octave2′
Cornett 3fach8′ab c‘
Pedal, C…d‘
Violon16′
Posaune16′durchschlagend
Subbass16′
Octavbass8′
Quint Bass12′
Octave4′

Koppeln:

Manual-Coppel
Pedal-Coppel

  • Stimmtonhöhe: 435,5 Hz bei 18°C
  • Stimmtemperatur: gleichstufig
  • Winddruck: 68 mmWS
  • technisches System: mechanische Schleifladen

Im Jahr 1692 erbaute der aus Zwickau kommende dänische Orgelbauer Severin Hohlbeck die Orgel in der damals neu eingerichteten Schloßkirche.

Das Nachfolgeinstrument blieb bis heute erhalten. Es wurde 1855 durch Friedrich Knauf aus Großtabarz gefertigt, der neben dem Gehäuse immerhin die Balganlage der Vorgängerorgel weiter verwendete. Selbst einige Prospektpfeifen der Hohlbeck-Orgel blieben dadurch als stumme Attrappen bis heute erhalten und stellen somit als älteste Pfeifen in Gotha einen besonderen Schatz dar.

Das nun eingebaute Werk entsprach der frühromantischen Stilistik jener Zeit. Es verfügt über 28 Register und steht ganz in der Orgelbautradition Westthüringens, die seit der Zeit J.S.Bachs eine große Kontinuität pflegte. Lange blieb man noch dem bewährten, vielfarbigen und grundtönigen Klangkonzept treu, aus dem dann allmählich die Orgelromantik hervorging. Die Technik wurde in jenen 100 Jahren weiterentwickelt, und so verfügt die Orgel bereits über ein Schwellwerk, eine damals noch recht junge Innovation im Orgelbau. Mittels beweglicher Türen kann so der sonst statische Orgelklang vom Organisten während des Spieles kontinuierlich in seiner Lautstärke verändert werden.

Die Balganlage wurde dann im Jahre 1905 von dem neu in Gotha ansässigen Orgelbauer Hugo Böhm, Gründer einer Werkstatt über drei Generationen, als Magazinbalganlage ersetzt. Der Orgelwind wurde damals, als große Neuerung, mittels eines Gleichstrom-Elektromotors erzeugt, der über ein Transmissionsgetriebe und eine Nockenwelle drei Schöpfbälge betätigte. Durch Böhm wurde auch die Orgel um einen halben Ton tiefer gestimmt und ein Register im Pedal hinzugefügt. Auch die Erneuerung der Klaviaturen dürfte auf ihn zurück gehen.

In den Jahren 2015/2016 erfolgte eine umfassende Restaurierung. Mindestens seit 100 Jahren war hier immer nur das Nötigste repariert worden und der Zustand entsprechend schlecht. Zunächst haben wir die Balganlage völlig neu beledert, ein neues Gebläse aufgestellt und parallel dazu auch den alten Transmissionsantrieb rekonstruiert. Die Windladen wurden herausgenommen, die zahlreichen Schwundrisse ausgespänt und alle Belederungen erneuert. Auch die gesamte Mechanik, die Klaviaturen und das Pfeifenwerk wurden gründlich restauriert. Veränderungen aus der Zeit um 1900 und danach wurden auf Beschluß der die Arbeiten begleitenden Fachkommission als gewachsener Bestand beibehalten. Dies betrifft die Umstimmung auf heutige Stimmtonhöhe durch Versetzen des Pfeifenwerkes, die Ergänzung eines Registers (Oktave 4′ im Pedal), und die später ersetzten Klaviaturen.

CD-Tipp:

„Drei Orgeln in der Residenzstadt Gotha“

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